Ausführlich berichtet die LZ über die künftige Gestaltung des Hinterlandverkehrs des Hamburger Hafens. Der soll nun ausschließlich über zusätzliche Gleise durch den Landkreis Lüneburg abgewickelt werden, während es dem Landkreis Harburg und im Heidekreis gelungen ist, durch zweifelhafte politische Einflussnahme sich von zusätzlichen Güterverkehr freizuhalten und dafür auch noch -wie zum Hohn- von der damaligen Landesregierung und dem Landtag bejubelt wurde. Die LZ hatte an anderer Stelle behauptet, die Stadt Lüneburg habe die Entwicklung verschlafen. Korrekt ist, dass der sonst so energische Oberbürgermeister keine einzige der acht Sitzungen des Dialogforum Schiene Nord (DSN) besucht hat sondern sich von seinen Resortleitern hat vertreten lassen: Er hat die Bedeutung des DSN unterschätzt. Aber auch die LZ hat sich mit Berichten über dieses Gremium in großer Zurückhaltung geübt. Zurück blieb eine weitgehend uninformierte Öffentlichkeit.
Ganz anders die Situation in den benachbarten westlichen Landkreisen: Mit wilder Entschlossenheit, eine Neubaustrecke durch ihr Gebiet zu verhindern, wurden und werden von seit Jahren überaus gut organisierten Bürgerinitiativen in enger Zusammenarbeit mit Stadt – und Gemeindeverwaltungen (kein Blatt paßt dazwischen) öffentlichkeitswirksame Kampagnen, Protestaktionen mit Tausenden Teilnehmern durchgeführt bzw. abgehalten, gelegentlich sogar unter Zuhilfenahme geistlichen Beistands in Form sogen. Trassengottesdienste. Und die Presse war immer dabei: Sie hat die Bevölkerung nicht nur ständig auf dem Laufenden gehalten, z.B. über die einzelnen Sitzungen des DSN, sondern die Aktionen auch unterstützt und beflügelt.
So gelang es ihnen gemeinsam, die Meinungsführerschaft im DSN zu erlangen, sogen. Pressuregroups zu organisieren, so dass das Abschlussdokument mit einer 2/3 -Mehrheit verabschiedet wurde. Auch Bürgernitiativen und Gemeindeverwaltung aus unserem westlichen Landkreis haben mit ihren Unterschriften die jetzige Malaise mit verursacht. Die müssen jetzt wie Boomerangs wirken, weil die Wahrscheinlichkeit der Realisierung einer neuen Trasse durch ihre Gemeinden hindurch gestiegen ist.
Die „Wurst“ mit den darin enthaltenen einzelnen Umfahrungen von Lüneburg, Deutsch-Evern etc. oder eine Neubaustrecke von Ashausen nach Unterlüß wären mit klugen Entscheidungen im Landkreis Lüneburg als Gegengewicht gegen die Akteure aus den besagten Landkreisen sicherlich nicht zustandegekommen. Das Bundesverkehrsministerium hat den Weg des geringsten Wiederstands genommen.
Es ist nur zu hoffen, dass im Rahmen des Raumordnungsverfahrens für eine Neubaustrecke Hamburg/Hannover die Vernunft siegen wird im Sinne einer Neubaustrecke in enger Anlehnung an die BAB A7. Ohne Mithilfe der Bevölkerung aus dem Landkreis Lüneburg wird dies allerdings nur schwerlich gelingen. Lüneburg, steh‘ endlich auf !
Dr. Helmut Müller
1. Vorsitzender Initiative Bahnlärm Ost Lüneburg e. V.